Mehr Mut zu eigenen Gefühlen in Mitarbeitergesprächen – Teil 1: Tabus & Hemmnisse
Jede Führungskraft kennt es: den Kloß im Hals, das Magendrücken, wenn Mitarbeitergespräche schwierig werden oder weil es Unangenehmes zu besprechen gibt. Auch im Positiven: wenn eine Sache endlich raus ist, z.B. der gefühlte Stein, der vom Herzen fällt. Warum Gefühle in unsere Kommunikation integriert anstatt tabuisiert werden sollten, um Balance zwischen Sach- und Beziehungsebene zu schaffen, wie man dies schafft und mit welchen positiven Folgen...
Im heutigen ersten Teil geht es um Tabus & Hemmnisse in der Mitarbeiterkommunikation. Im zweiten Teil folgt „die Vogelperspektive". Sie zeigt uns die Auflösung, den Weg, die Sachebene mit Gefühlen und Bedürfnissen aus der Beziehungsebene in der Kommunikation richtig zu verbinden und nach vorne zu gehen. Nur Mut! So werden Mitarbeitergespräche für Sie zum Erfolg.
Wenn Gefühle uns hemmen – alles nur ein Tabu?
Wir spüren die Regungen, aber häufig sind sie uns unangenehm. Gefühle äußern?
„Bei uns zählen nur die Zahlen", „Das kann ich doch nicht sagen!" oder auch „Was denken denn da die Mitarbeiter von mir, Frau Weiler! Da verliere ich ja meine Autorität!".
Diese Aussagen von Führungskräften in meinen Seminaren und Coachings fallen, wenn ich vorschlage, die eigenen Gefühle wahrzunehmen, zuzulassen und anzusprechen.
Dann schwappen die Emotionen bei den Teilnehmern über. Auch wenn sie dabei vehement behaupten, dass bei ihnen alles sachlich und objektiv besprochen wird. Schließlich hätten im Geschäftsleben Gefühle nichts zu suchen und nur Zahlen, Daten und Fakten zählten.
Selbstverständlich haben die Teilnehmer Recht, wenn Sie sagen, dass die Ergebnisse wichtig sind und Ihre Leistungen daran gemessen werden. Und auch unkontrollierte und übermäßige Gefühlsausbrüche wären in einem Gespräch mit einem Mitarbeiter unangebracht und ebenfalls nicht förderlich für eine gute Gesprächsatmosphäre.
Entscheidend aber ist, eine persönliche Beziehung aufzubauen und Offenheit im Gespräch an den Tag zu legen.
Die eigenen Gefühle ansprechen – sie sind da!
Gefühle sind immer präsent, auch wenn wir sie nicht aussprechen. Und zwar die ganze Zeit, manchmal sogar noch nach dem Gespräch. Es ist nur ein Tabu, in einem Mitarbeitergespräch dem Mitarbeiter zu sagen, dass man sich geärgert hat, enttäuscht ist oder glücklich, weil etwas besonders gut gelungen ist.
Gefühle sehen & hören – Regungen wahrnehmen
Diese Gefühle können wir auch sehen und hören – wenn wir nur aufmerksam sind und unserem Gegenüber mit Interesse begegnen.
So zum Beispiel, wenn die Stimme lauter oder leiser, höher oder tiefer wird, auf einmal viel geredet wird oder Sprachlosigkeit herrscht, die Augen zucken, die Hand mit einer Bewegung scheinbar beiläufig etwas beiseite wischt, die Lippen zusammengepresst werden oder sich die Muskeln anspannen. Oder ein Lächeln über unser Gesicht huscht, wir uns zuzwinkern, uns nach vorne oder zurück lehnen.
Beziehungsebene akzeptieren und integrieren
All dies können Anzeichen für eine Gefühlsregung sein, die unser Gegenüber auch wahrnimmt. Und die er interpretiert, wenn wir ihm nicht konkret sagen, was gerade in uns vorgeht. Diese Interpretationen sind oft richtig, doch gerade wenn die Gespräche schwieriger sind, die Inhalte uns nicht so leicht fallen, dann können die Gesten, das Gesagte falsch interpretiert werden.
Missverständnisse und endlose Diskussionen darüber beginnen, wer was gesagt und wie gemeint hat und das Gespräch dreht sich längst nicht mehr um die eigentliche Sache:
Es geht nun um die Beziehungsebene und wie wir uns fühlen.
Nur dass das keiner anspricht. So kann das eigentliche Problem nicht gelöst werden und Widerstände bauen sich immer weiter auf.
Welche Folgen hat es, die eigenen Gefühle auszusperren anstatt anzusprechen?
Und wie lösen wir diese Konflikte für eine erfolgreiche Mitarbeiterkommunikation einfach und sinnvoll auf?
Diese Fragen beantworte ich im zweiten Teil des Beitrags von „Mehr Mut zu eigenen Gefühlen in Mitarbeitergesprächen".
Ihre Claudia Weiler